Farbe, Geschmack und Abwechslung; in der karibischen Küche ist nichts eintönig, weder die Art der Zubereitung noch die Zutaten, ja nicht einmal die Essgewohnheiten. Alles ist ein Mix aus Kultur, Kochkunst, Gewürzen und Speisenfolge.

Eine große Anzahl an Kräutern, Gewürzen und einheimischen Nahrungsmitteln wie Tomate, Kürbis, Paprika, Bohnen und viele verschiedene tropische Früchte gestalten die Küche der Antillen zu einer Palette aus salzig-süß, würzig und frisch, wobei den Meeresprodukten eine Hauptrolle zukommt und sie im Unterschied zu anderen Breitengraden kombiniert werden mit tropischen Früchten wie Kokosnuss oder Ananas sowie mit verschiedenen Gemüsesorten, ohne dass darunter das vorzügliche Aussehen auf der Tafel zu leiden hätte. Die karibische Küche, diese Mischung aus asiatischen, afrikanischen, englischen, französischen sowie Einflüssen vieler anderer europäischer Kulturen, bedient sich seit jeher der exquisiten Früchte der Region, ihrer vielen Gemüsesorten und Dressings. Ein kreolisches Essen beginnt mit eben diesen Zutaten und einem Salat der Saison oder aus Meeresfrüchten (kalt) zur Abschwächung des Hitzegefühls. Danach kommt, an den spanischen Eintopf erinnernd – ein Eintopf aus mehreren Gemüse- und Fleischsorten, sehr paradox, denn nach erfolgter Abkühlung steigt die Körpertemperatur erneut. Die Hauptspeise wird stets mit einer Marinade aus Knoblauch, Zwiebel, Tomate, Paprika mild oder scharf und vielen Gewürzen aus Kräutern bestrichen; auf gleiche Art werden Meeresfrüchte und Fisch zubereitet, ja sogar Filetsteak nach reinster europäischer Art. Die am meisten verwendeten Fleischsorten sind Schwein, Hähnchen, Hammel und Kalb, mariniert mit Gewürzen und Grünzeug und gewürzt mit Pfeffer scharf, Kümmel, Ingwer, Curry oder mit Rum gegrillt. Sei es Fisch oder Fleisch, Beigaben sind fast immer Reis, Bohnen, frittiertes Gemüse sowie frischer Salat, der nie fehlt. Den Abschluss bildet ein recht süßes Dessert. Ganz obenan stehen in Sirup eingemachte Früchte; dann ein starker Kaffee, eine exquisite Zigarre und das nie fehlende Glas Rum, während uns nach dem reichlichen Essen eine Kokospalme Erfrischung verschafft und die Schläfrigkeit vertreibt. Das ist das typische Bild allerorts in der Karibik. In die Region gelangten die Neuheiten der französischen «nouvelle cuisine», doch sie alle haben den Hut gezogen vor dem Rausch an Farben und Geschmacksnuancen der Tropen, vor der Überfülle an Früchten, Gemüsesorten und Gewürzen. Und häufig wurden die neuen Tendenzen nicht als eigentliches Hauptelement, sondern als Dekorationsobjekt verstanden. So kommt es also, dass sich Spanferkel, gegrillte Languste, Congrí (rote Bohnen mit Reis) oder schwarze Bohnen mit Reis, ja sogar die Gemüsesalate sonntäglich kleiden, knusprig oder schaumig werden, bizarre geometrische Formen und Kombinationen annehmen, doch bei alldem nicht ihren charakteristischen Geschmack verlieren. Außerdem steht die karibische Gastronomie nur wenig jenen nach, die von gesunder Ernährung reden, denn ausgenommen das Zuviel an Frittüren oder Schweinefleisch, führen die reichlich vorhandenen Früchte und Salate dem Körper Mineralstoffe und Vitamine zu und unterstützen somit eine verdauungsfreundliche Ernährung. Die Gewürze liefern viele Antioxydantien, erhöhen die Speichelerzeugung und die Sekretion von Amylasen, Neuraminsäure und Exosamin, halten somit die Zähne frei von Speiseresten, dadurch der Kariesbildung und Infektionen der Mundhöhle vorbeugend. Derzeit wird viel debattiert, wie man die karibische Gastronomie verbessern könnte. Dabei liegt der Kern dieser Polemik häufig nicht im Geschmack der Speisen, sondern im Service und der Aufmachung und Garnierung. So mancher blickt voller Hoffnung auf die europäischen Köche, dabei oft vergessend, dass nicht wenige von ihnen das Geheimnis ihrer Soßen der Kochkunst dieser Region der Welt verdanken sowie ihrer gewagten und verführerischen Art des Kombinierens von Zutaten, die der Logik gemäß unmöglich zusammengehören. Wieder andere bevorzugen, bei ihren Wurzeln zu bleiben und das Experimentieren den europäischen Küchen und Restaurants zu überlassen; und das nicht wegen Fehlens an Vorstellung oder eigener Meinung, sondern weil es für hier typisch ist, dass der Besucher die Sonne, das Grün und die Üppigkeit der Karibik nicht nur für gebräunte Haut und den schönen Anblick, sondern auch für seinen Gaumen sucht, um von diesem neuen Geschmack stets zehren zu können.