Aguedo AlonsoDie Zukunft wird mich beim Malen antreffen
Aguedo Alonso füllt durch den ästhetischen Wert seiner Werke und deren tiefgründiger Aussagen einen besonderen Raum in der kubanischen, der lateinamerikanischen und der universalen Kunst.
"Es gibt keine im Voraus festgelegte Definition des Kubanischen, die es uns erlauben würde, es unabhängig von seinen stets rätselhaften Äußerungen erfassen zu können und zu behaupten: Hier ist es vorhanden und da ist es nicht. Unser Abenteuer liegt im Entdecken von etwas, das wir zwar erahnen, doch dessen Identität uns verborgen bleibt", sagt Cintio Vitier in seiner, zum Lehrbuch gewordenen Vorlesung Das Kubanische in der Poesie. Ein Kontakt mit dem Werk des Meisters Águedo Alonso (Pinar del Río, 1938) ist ein Erleben jenes Abenteuers, bei dem die Begegnung mit dem essentiell Kubanischen - im Übergang zum Universalen - eine Reise zu den Ursprüngen und zum Mysterium der Werke der Malkunst darstellt. "Ich wurde zum Malen geboren. Schon als Kind war es das Einzige, was mich interessiert hat und im ländlichen Umfeld meiner Heimatprovinz konnte ich sehen, was die liebevollen Hände der Bauern auf ihren Äckern hervorbrachten und dass jene Perfektion Kunst war; denn die Kunst ist nicht zu trennen von der Arbeit, die Kunst ist mittendrin im Leben und es gibt nichts, in dem die Kunst nicht präsent wäre", sagt der Künstler selbst und fügt hinzu: "Ich bin ein Maler und versuche, mit meinem Werk, meiner Realität, meiner Gesellschaft und meinem Leben in ihr zu schreiben." Und dieses mit einem Hauch von Romantik behafteten Leben - nie hat ihn die Romantik verlassen - ist präsent in seinen Bilderserien, die Ausstellungen, Galerien und Kollektionen bedeutsam bereichern: Landschaften, -Bauernhaus und Erotisches- (1960-1970), Lateinamerikanische Gesichter (1970-1980), Schmetterlinge (1980-1990), Kreuzigungen (1980-1990), Karibik (1990-2000), Autoappropiationen (2000-2005), Levitationen (2005-2007). Águedo Alonso kann auf fast 40 Jahre Lehrtätigkeit und mehr als 50 Gemeinschafts- und Einzelausstellungen zurückblicken. Einige seiner Werke sind Bestandteil bedeutender Sammlungen in Kuba, Nordamerika (Vereinigte Staaten und Kanada), Lateinamerika, Europa, Asien und Afrika. Er betrachtet sich als ewigen Nacheiferer und Bewunderer jenes großen Meisters der Malerei "einer außergewöhnlichen kubanischen Wesensart", Carlos Enríquez. Mit seinen fast 70 Jahren intensiven Lebens gönnt sich Águedo Alonso keine Pause, weder im Malen und Reflektieren, noch in seinem täglichen Leben in dem einladenden, idyllischen Wohnatelier in Punta Brava nahe Havanna, wo er seit mehr als 20 Jahren lebt. Zu seinen Plänen - er ist dabei, zwei Ausstellungen in Brüssel und eine in London vorzubereiten - sagt er mit Bestimmtheit: "Was ich erreicht habe, dazu haben sich die Kritiker geäußert; und gesagt haben sie genau das, woran ich beim Schaffen meines Werkes dachte. Käme ich noch einmal zur Welt, so würde ich das Gleiche tun. Ich gebe zu, ein nationalistischer Maler zu sein. Wie auch im Titel einer meiner jüngsten Serien, Levitationen, enthalten ist, werden wir Kubaner, als Gesellschaft, mit außergewöhnlich schönen aber auch schwierigen Dingen konfrontiert... Das Leben führt dich zu Überlegungen, die auf den ersten Blick einfach erscheinen, jedoch sehr viel komplizierter werden, wenn du noch die Vielschichtigkeit des Mysteriums miteinbeziehst, denn dann muss man sich mit viel mehr Details auseinandersetzen. Wir Kubaner müssen vieles vernünftig überdenken. Zur Zukunft kann ich nur sagen, dass ich Arbeit für weitere zwanzig Jahre geplant habe. Malen will ich noch im Alter von 90 Jahren; die Zukunft wird mich beim Malen antreffen.