Leguane
Der Leguan hatte mehr Glück als seine entfernten Verwandten, die Dinosaurier. Obwohl er bereits im Pleistozän die Erde bevölkerte, gibt es ihn noch heute gesund und munter.
Man braucht ihn nur anzusehen, und man wird sofort gewahr, dass man ein Tier vor sich hat, dessen Ursprung weit zurück liegt. Leguane sind Kriechtiere mit dicker beschuppter Haut, in Form eines gezackten Kammes verlaufend. Sie sind ziemlich hässliche Wesen, nichts vom Charisma der berühmten Saurier besitzend, die durch die Filme Steven Spielbergs vor einigen Jahren zu Popularität gelangten.
Es heißt, die vor Millionen Jahren lebenden Iguanodone seien Pflanzenfresser gewesen; doch die Evolution ist nun einmal nicht aufzuhalten, und heute sind sie Allesfresser und leben sowohl von pflanzlicher als auch von tierischer Nahrung: Pflanzen, Weichtiere, Schlangen, Würmer, Schößlinge, Speisereste. Sie bemühten sich einfach, zu überleben, nichts weiter.
Der Leguan lebt in Küstengebieten des Tropen- und Subtropengürtels unseres Planeten. Die Mischung von Sand und Gestein ist ideal für ihn, denn er sucht Unterschlupf in – von ihm selbst gegrabenen – Tunneln von 12-20 cm Breite, etwa 310 cm Länge und 13 cm Höhe.
Der Iguana iguana oder Grüne Leguan ist den Wissenschaftlern zufolge der echte. Im karibischen Raum lebt er an den Küsten mehrerer Länder von Mexiko über Zentralamerika bis nach Kolumbien und den Kleinen Antillen. Auf den Großen Antillen, darunter auch auf Kuba lebt eine Unterart, der kleinere Cyclura nubila. Davon kennt man den blauen Leguan (Cyclura nubila lewisi), der auf den Caymaninseln zu Hause ist. Auch auf den Bahamas, den Turkinseln und Jamaica leben Unterarten des Cyclura. Eine der größten Populationen mit sechs Arten und 16 Unterarten ist möglicherweise die auf Kuba lebende. Zurückhaltenden Zahlenangaben zufolge übersteigt die Anzahl dieser Tierchen die Tausendgrenze, und die Ampel des Schutzsystems zeigt Rot.
Auf Haiti und in der Dominikanischen Republik lebt der Nashornleguan (Cyclura cornuta) – mit Hornhöckern auf der Schnauze. Er ist aggressiver als der kubanische. Auch auf den Kleinen Antillen lebt ein sehr zierlicher Leguan. Die kubanische Unterart ist der Cyclura nubila nubila.
Agiler Läufer und Springer Der Körper des Leguans ist der einer großen sehr starken Echse. Seine Fortbewegung geht langsam vor sich, doch wenn nötig, läuft er flink und springt sogar. Seine allgemeine Beschreibung könnte wie folgt lauten: ein Kriechtier mit vier Beinen, muskulösem und dicklichem Körper, gezacktem Kamm und einer Art Kehlfalte oder Wamme, die er bei Unbehagen nicht aufbauscht, sondern zusammenzieht. Die hornigen Schuppen und Runzeln der Haut lassen ihn fast als prähistorisches Tier erscheinen. Die Backen bedecken harte Schilder, möglicherweise zum Schutz vor Reibung in seinem gesteinigen Nest.
Die Beine des Tieres laufen in starken Krallen oder Zinken aus. Mit den Vorderbeinen gräbt er und benutzt die Hinterbeine zum Bedecken der gegrabenen Löcher.
Obwohl es ihrer viele sind, die in den Höhlen zusammen leben, so geschieht dies jedoch mit einer gewissen Organisation, etwa wie „alle zwar zusammen, doch nicht durcheinander“. Kennern zufolge ist das aggressive Aussehen des Leguans reiner Schein.
Mitunter öffnen sie das Maul, und ihr Schlund sieht bedrohlich aus. Doch niemals greifen sie grundlos an. Sogar zum Maskottchen des Menschen können sie werden. Sie erkennen die Stimmen und fressen aus der Hand.
In den Kolonien hat immer ein männlicher Leguan das Sagen. Beim Fressen ist dieser der Erste, danach kommen seine „Stellvertreter“, dann das wildeste weibliche Tier und schließlich der Rest. Drollig anzusehen ist ein auf den Hinterbeinen stehender Leguan bei dem Versuch, eine Frucht oder eine Blume zu schnappen.
Der Grüne Leguan ist mehr über als auf dem Boden zu finden, das heißt, zur Nahrungssuche klettert er bis hoch in die Bäume, doch die Cyclurusart der Großen Antillen ist stärker bodenbewohnend. Gewöhnlich hat das Tier Angst vor dem Menschen. Wie alle Reptilien benötigt es eine bestimmte Lufttemperatur zum Einpendeln der eigenen Körpertemperatur. Es braucht also die Sonnenstrahlen, um seinen Körper zu erwärmen. Geht jedoch starker Wind oder regnet es, dann bleibt es in seinen Tunneln.
Leguane und Sexuelles Dieser Saurier erreicht seine sexuelle Reife mit vier bis fünf Jahren. Die Zeit der Fortpflanzung liegt beim Cyclura gewöhnlich zwischen den Monaten März und September, beim Grünen Leguan von Oktober bis Mai. Das männliche Tier erkennt das Weibchen am starken Geruch des während der Fortpflanzungszeit abgesonderten Sexualduftstoffes Pheromon.
Nach erfolgter Paarung legt das Weibchen bei jeder Brut fünf bis 24 (Cyclura) bzw. 25 bis 35 (Grüner Leguan) Eier in Löcher im Sand. Ist die Temperatur hoch, beträgt die Brutzeit 60 bis 70 Tage; bei kälteren Temperaturen sind es 70 bis 90 Tage. Von Zeit zu Zeit bewegt sich das Weibchen im Umfeld des Nestes. Am Ende der Brutzeit schlüpfen die Jungen aus, und gemeinsam durchstoßen sie die sie schützende Sandschicht. Einmal im Freien, begibt sich jedes in eine andere Richtung, den Weg ins Küstendickicht einschlagend, um sich zu schützen. Mitunter laufen sie wilden Hunden, Katzen und Mungos über den Weg, die auf der Lauer liegen. Der kubanische Leguan erreicht bis zu fünf Kilogramm Körpergewicht, und der Grüne Leguan wird zehn bis 12 Kilogramm schwer.
Die Leguane sind ausgezeichnete Schwimmer. Die Strecke zwischen Felseneilanden bewältigen sie mit eigener Kraft. Sie besitzen ein gutes Gehör und einen noch besseren Gesichtssinn.
In Kuba kann man Leguane an folgenden Orten beobachten: Cayo Largo del Sur (konkret auf Cayo Iguana), Cayo Coco, Cayo Guillermo, Cayo Romano und Cayo Santa María; im Westteil des Landes im Parque Nacional Marino Costero der Halbinsel Guanahacabibes sowie generell an den gesteinigen und dünn besiedelten Abschnitten der Nordküste der Insel. Normalerweise sieht man sie in der Sonne liegen, um auf diese Weise ihre Körpertemperatur einzupendeln.
Zwar wird der Leguan nicht grundlos aggressiv, doch kann er, wird er angegriffen – was niemandem zu empfehlen ist – starke Schläge mit dem Schwanz versetzen, Bisse und mit seinen Krallen Wunden verursachen. Doch wir wissen, der Besucher guten Willens wird den Raum zu achten verstehen, den dieses so besondere Tier der Natur abgewonnen hat.
In verschiedenen Ländern der Karibik ist der Verzehr von Leguanfleisch üblich, von dem es heißt, es schmecke nach Meeresfrüchten; und auch die Haut dieses Reptils wird genutzt. In Kuba sind diese Gewohnheiten glücklicherweise nicht verbreitet. Doch hier ist man ebenso ob der zahlenmäßigen Abnahme der Exemplare dieser Tierart besorgt. Bei den touristischen Ausbauprojekten ist man darauf bedacht, das felsige Küstengelände, das den Tieren als Zufluchtsort dienen kann, nicht in Mitleidenschaft zu ziehen. Daneben wurde Aufklärungsarbeit bei Personen geleistet, die, wie beispielsweise so mancher Bauer in dem irrtümlichen Glauben sind, die Leguane griffen ihre Hühner und Küken an und die sie dann aus diesem Grunde verfolgen.
Nun können die Leguane heute in vielen Teilen der Karibik mit der Empfindsamkeit des Menschen rechnen, um weiter leben und uns ihren prähistorischen Ursprung vor Augen führen zu können.