Lissabon, gestern, heute und immer
Wenn es eine europäische Stadt gibt, die es versteht, das Klassische mit dem Modernen, das Alte mit dem Neuen zu verbinden, so ist es Lissabon. Eine perfekte Mischung aus Vergangenheit und Zukunft. Sie war die überseeische Hauptstadt der Eroberer und Seefahrer. Heute ist sie eine moderne Weltstadt, die in die Zukunft schaut, ohne deshalb aufzuhören, sich auf die Vergangenheit zu stützen. Durch Lissabon zu spazieren heißt, auf Schritt und Tritt auf Überraschungen zu stoßen, neue Empfindungen zu erleben und eine Stadt voller Design zu betrachten.
Ich schlage Ihnen ein Wochenende in Lissabon vor. Um unser Abenteuer zu beginnen, mieten wir ein Zimmer im Inspira Santa Marta, einem Vier-Sterne-Hotel, das mitten im Stadtzentrum auf der Rua de Santa Marta 48 steht. Dieses Hotel nutzt ökologisches Material und funktioniert nach den Prinzipien der Nachhaltigkeit, was es zusammen mit der Dekoration seiner Zimmer, die auf den Prinzipien des Fengshui beruhen, zu einer kleinen ökologischen Oase in der Stadt macht.
Eine weitere Kuriosität dieses Hotels ist, dass dort kein handelsübliches Mineralwasser angeboten wird, sondern dass ein Wasser genutzt wird, das im Hotel selbst abgefüllt, gefiltert und analysiert wird, aber aus dem Wasserhahn stammt. Mit dem Gewinn aus der Anwendung dieser Methode bauen die Hoteleigentümer Brunnen in Afrika und arbeiten darüber hinaus mit humanitären Organisationen Portugals zusammen, indem sie einen Euro pro belegtes Zimmer am Tag zahlen. Außerdem pflanzen sie regelmäßig Bäume. Ein nachzuahmendes Beispiel, das in seinem kurzen Bestehen im In- und Ausland bereits mehrere Preise gewonnen und Erwähnung gefunden hat in seinem Streben nach Erhaltung und Nachhaltigkeit der Umwelt.
Das klassische Lissabon
Sobald wir uns erholt haben, machen wir einen Spaziergang, um die Gebäude und Geschäfte zu bestaunen, die wir auf unserem Weg zum Praça do Comércio (Kommerzplatz) finden. Das Hotel befindet sich neben der Vía Liberade, einer der Hauptverkehrsstraßen von Lissabon, die vom Platz des Marques de Pombal (der die Stadt nach dem großen Erdbeben von 1755 wiedererrichtete) bis zum Plaza Restauradores reicht. Auf dieser Strecke konzentrieren sich die luxuriösesten Geschäfte. Vom Platz Restauradores kommen wir zum Platz Don Pedro IV., der allgemein als Plaza del Rossio bekannt ist. Zwischen den beiden Plätzen, die praktisch zusammen liegen, können wir den Bahnhof Rossio bewundern und davor an der Nordseite des Platzes das Nationaltheater Doña María II. Der Platz Rossio ist das neuralgische Zentrum Lissabons, wo sich Lissaboner und Besucher vermischen, und hier können wir die mythische 28 besteigen, eine klassische Straßenbahn, die Protagonist vieler Filme war, so berühmt, dass sie ständig voller Touristen ist, wenn wir sie in der Nähe des Chiado oder des Rossio in Richtung Alfama nehmen.
Weiter auf unserem Spaziergang. Vom Platz des Rossio geht Vía Augusta ab, eine beeindruckende Fußgängerstraße, die auf den imposanten Triumphbogen und den Kommerzplatz mündet. Die Straße hinab können wir zu unserer Rechten den Elevador de Santa Justa sehen, einen enormen Turm aus Metall, der vor einigen Zeiten dazu diente, von Baixa aus (Name des Viertels, in dem wir uns befinden) bis zum Bairro Alto hinaufzufahren, Heutzutage ist er hauptsächlich eine Touristenattraktion.
Bevor wir beim Triumphbogen anlangen, liegt linkerhand die Überseebank, wo sich heute das MUDE befindet (Museum für Mode und Design). Der Eintritt ist kostenlos und es lohnt sich, es zu besuchen, aber wir sollten uns vorher im Internet kundig machen, denn mehrere Male im Jahr beherbergt das Kellergeschoss dieser Einrichtung zeitweilige Ausstellungen. Dort befinden sich die ehemaligen Safes der Bank und zweifelsohne das Beste des Museums, aber wenn keine Ausstellungen stattfinden, kann diese Etage nicht besucht werden. Auf dem Kommerzplatz angelangt, wird uns der Tejo beeindrucken. Bei so vielen Kilometern zwischen den Ufern weiß man nicht, ob es noch Fluss oder bereits Ozean ist, und uns umfängt eine wunderbare Empfindung von Freiheit und frischer Luft. Auf diesem Platz gibt es ein kürzlich eingeweihtes Restaurant mit Namen Fado Lab, ein ganz besonderes Lokal mit Gerichten auf der Grundlage von Konserven erster Qualität. Es ist ratsam, Platz zu nehmen und seine Dekoration zu bewundern, die aus Konservenbüchsen besteht, und seine eigentümlichen Gerichte zu probieren. Wenn wir donnerstagsabends kommen, können wir außerdem Fadofusion hören.
Auf den Spuren des „klassischen Lissabon“ gehen wir die Vía Augusta wieder hinauf und nehmen eine Bergbahn bis zum Bairro Alto, einem der ältesten und höchsten Viertel der Stadt, das gegenüber von Alfama liegt, einem ehemaligen Fischerviertel. Dieses Gebiet wurde in den 1980er Jahren zu einer der bekanntesten Zonen der Lissaboner Nächte, mit zahlreichen Bars, Restaurants und sogar Fadohäusern. Wahrscheinlich ist dies der beste Ort der Stadt, um Fados zu hören. Auf seinen Straßen sieht man reichlich Graffiti und auf der Leine hängende Wäsche. Um zum Bairro Alto zu gelangen, können Sie die Rua Misericordia nehmen. Es ist sehr ratsam, Essen zu gehen und dabei die Lissaboner Nacht zu genießen.
Eine gute Empfehlung zum Essen kann das Restaurant Largo sein, das auf der Rua Serpa Pinto 10, im Chiado liegt (ganz in der Nähe des Bairro Alto und bekannt als Montmartre von Lissabon, elegant und unkonventionell). Das Lokal hat eine für die Stadt typische Dekoration, wo die Modernität mit dem alten Konvent, in dem es sich befindet, verschmilzt. Kurios ist das riesige Aquarium, das eine seiner Wände mit Quallen dekoriert. Die sorgfältige und sehr entwickelte Küche bringt uns die Lissaboner Gastronomie aufeine
neue Weise näher.
Belém: wo der Tejo
in den Ozean mündet
Am zweiten Tag werden wir das Stadtviertel Belém besuchen. Es liegt weit vom Zentrum entfernt, ist aber sehr gut zu erreichen. Vom Plaza del Rossio aus nehmen wir die Straßenbahn 15. Dieses Viertel liegt flussabwärts, wo sich der Tejo mit dem Ozean vereint. Ein kurioses Detail ist, dass die portugiesischen Entdecker, die einen großen Teil der Welt eroberten, von Belém aus aufbrachen.
Hier gibt es zwei Denkmäler, die unbedingt besucht werden müssen: das Hieronymuskloster und den Torre de Belém (Turm von Belém). Weitere Sehenswürdigkeiten sind das Padrão dos Descobrimentos (Denkmal der Entdeckungen), die Ponte 25 de Abril (Brücke 25. April) und das Nationale Automuseum. Aber bevor wir ins Zentrum zurückkehren, dürfen wir nicht vergessen, auf dem Wege eine Pause einzulegen um die berühmten in der alten Fabrik frisch gebackenen Gebäckstücke zu probieren. (Das ist ein gutes Geschenk, aber man muss vorsichtig sein, da sie mit Creme gefüllt sind und nicht lange ohne Kühlung bleiben dürfen).
Wenn wir vom Denkmal der Entdeckungen aus weiter am Ufer entlang in Richtung Ozean gehen, werden wir auf die Stiftung Champalimaud stoßen, ein modernes weißes Gebäude, das durch seine architektonischen Linien die Aufmerksamkeit erweckt. Erbaut von einem indischen Architekten, sind in ihm eine Tagesklinik für Krebskrankheiten und ein Forschungszentrum für Neurowissenschaften, das führend auf der Welt ist, untergebracht. In Zusammenarbeit mit den angesehensten Universitäten der Welt arbeiten in dieser Stiftung mehr als 170 Forscher aus verschiedenen Ländern in mehreren Arbeitsgruppen. Demnächst wird auch mit Krebsforschung begonnen. Gegenwärtig ist es eines der weltweit wichtigsten Zentren der neuronalen Forschung. Es verfügt außerdem über einen Festsaal und ein Designerrestaurant (das wir unbedingt besuchen sollten) für die Organisation von Events, Konferenzen oder einfach Versammlungen.
Am Nachmittag spazieren wir dann durch das „andere Lissabon“, das zwischen Stahl und Glas auftaucht und die Besucher durch ihre Strukturen und Modernität verwundert. Um bis hier her zu kommen, können wir vom Plaza del Rossio aus die grüne Linie der U-Bahn bis Alameda nehmen und danach die rote bis zum Osten oder die Buslinie 728.
Dieses Wohngebiet war ein schmutziges Randgebiet, das wiedergewonnen wurde, um die Weltausstellung (Expo 98) aufzunehmen. Gegenwärtig ist es eines der teuersten und exklusivsten Wohngebiete von Lissabon, wo große Unternehmen neben Luxusappartements und Unterhaltungszentren stehen. Als Beispiel sind das Casino von Lissabon, das Atlantiktheater, in dem ausschließlich das Nationalballett auftritt, und zahlreiche Bars und Restaurants zu nennen. Im Park der Nationen stehen die Gebäude, die für Expo 98 gebaut wurden, und heute als Plätze kultureller Treffen dienen. Weiter können wir das Ozeanarium von Lissabon erwähnen, das als das zweitgrößte in Europa gilt; den Torre Vasco de Gama, einen exzellenten Aussichtsturm; und die Brücke Vasco de Gama, die mit ihren fast 18 Kilometern die längste des alten Kontinents ist; das Handelszentrum, das die Form eines Kreuzers hat; oder den Estación de Oriente (Ostbahnhof) selbst, der von dem spanischen Architekten D. Santiago Calatrava entworfen wurde. Beireits in der Dunkelheit gehen wir in das Casino von Lissabon, ein dreistöckiges Glasgebäude, wo wir, außer unser Glück an den Spieltischen oder an seinen Hunderten von Spielautomaten zu versuchen, im Restaurant MOMO zu Abend essen und eine asiatische Küche probieren können, die unter anderem mit Gerichten aus China, Vietnam, Japan, Indien und Thailand aufwartet.
Lissabon ist immer ein perfekter Plan, um für ein paar Tage zu verreisen, und ich wollte hiermit einen Einblick in das klassische und moderne Lissabon, das elegante und bummlerische, das wissenschaftliche und monumentale bieten, aber es gibt noch viele andere Lissabons zu entdecken, denn nur 20 Minuten von der Stadt entfernt gibt es Atlantikstrände mit feinem goldenen Sand, die noch halbwild sind, oder Orte für Ökotourismus; zauberhafte Städte wie Cascais, Estoril oder Erholungsgebiete wie Troia. Portugal ist ein Land, das so nah liegt und so viele Überraschungen bereit hält, dass wir es unbedingt besuchen sollten.