Unterwegs auf dem Jakobsweg
Immer mehr Menschen wollen einmal im Leben die Erfahrung machen, auf dem Jakobsweg zu pilgern. Mit seiner über 1000-jährigen Geschichte gilt er nicht nur bei gläubigen Menschen als Klassiker unter den Fernwanderwegen. Den Pilgern stehen gleich mehrere Möglichkeiten zur Verfügung. Denn es gibt nicht nur einen, sondern viele verschiedene Wege, die quer durch ganz Europa führen und am Grab des Apostels Jakobus im galizischen Santiago de Compostela enden. Zu den bevölkertsten Wegen gehört zweifellos der „französische Weg“, der aus zahlreichen Berichten und Fernsehsendungen bekannt ist. Der camino francés reicht von den Pyrenäen bis nach Santiago und führt dabei durch die Königsstädte Jaca, Pamplona, Estella, Burgos und León. Die fast 1000 Kilometer lange Strecke bietet atemberaubende Kultur-, Landschafts- und Naturerlebnisse. Hunderte von Pilgern wandern jedes Jahr über den camino francés und wollen das einzigartige Erlebnis der “Reise ins Ich” erleben. Manchmal muss man sich allerdings auch fragen, ob es wirklich möglich ist, in sich zu kehren, wenn man tagtäglich dem Stress ausgesetzt ist, eine Herberge für die Nachtruhe zu finden. Das ist gerade auf dem camino francés ein nicht unwesentliches Problem. Nichts und niemand lenkt uns ab, keiner stört uns. Hektik und Eile lassen wir hinter uns. Ist der nervenraubende Alltag wirklich so weit weg? Von wegen! Von überfüllten Herbergen hat schon Harpe Kerkeling berichtet. Die Unterkünfte haben nur eine begrenzte Kapazität und sind schnell ausgebucht. Wer nicht in aller Herrgotts Frühe aufstehen will, um abends rechtzeitig ein neues Quartier zu beziehen, kann Pech haben und vor verschlossenen Türen stehen. Dabei sollte das Pilgern doch einen ganz anderen Sinn verfolgen. Sich Gedanken und Träumen hingeben, Gott näher kommen, neue Erkenntnisse über sich selbst ziehen. Und man darf die traumhaft schöne Landschaft nicht vergessen, die auf jedem einzelnen Jakobsweg für Highlights sorgt. Denn nicht nur der camino francés bietet eine fantastische Kulisse. Auch der landschaftlich besonders reizvolle Weg entlang der Nordküste Spaniens wird immer beliebter. Nicht umsonst nennt man den grünen Norden des Landes “Costa Verde”. Hier reichen die saftig grünen Wiesen bis ans Meer. Hinter schroffen Klippen liegen einsame Buchten und kleine Fischerdörfer versteckt. Und auch die Via de la Plata bietet täglich neue, beeindruckende Sehenswürdigkeiten. Der Wasserfall am Fluss Toxa gehört sicherlich zu den schönsten Erlebnissen dieses Jakobsweges. Die alternativen Routen zum camino francés haben den Vorteil, dass sie nicht so stark belaufen sind und somit auch das Problem der überfüllten Herbergen nicht allzu groß ist. Wie wird das Thema aber im kommenden Jahr aussehen? 2010 ist ein Heiliges Jahr. Erfahrungsgemäß nimmt die Zahl der Pilger in Heiligen Jahren stets um ein Dreifaches zu. Hinzu kommt die Tatsache, dass sich das bedeutende Ereignis erst 2021 wiederholen wird. Tourismusexperten rechnen mit einem regelrechten Ansturm an Pilgern, die nicht nur über den camino francés, sondern auch über die weniger bekannten Wege wandern werden. Viele Herbergen, Gasthäuser, Hostals und Hotels am Wegesrand werden an ihre Grenzen stoßen. Wenn man bedenkt, dass 1987 noch rund 3000 Pilger unterwegs waren, machten sich im Heiligen Jahr 1993 schon 100.000 Menschen auf den Weg nach Santiago. Der bislang größte “Andrang” auf dem Jakobsweg herrschte im Heiligen Compostelanischen Jahr 2004 mit über 180.000 Pilgern. Sie haben entweder den ganzen Weg durch Spanien hinter sich gebracht, mindestens aber die letzten 100 Kilometer zu Fuß, mit dem Fahrrad, auf dem Pferd oder gar im Rollstuhl zurückgelegt. Man kann sich also lebhaft vorstellen, welches Gerangel um die Herbergen auf diesem letzten Abschnitt herrscht. Körperlich geschwächte Menschen oder auch Radfahrer, die dem Fußvolk den Vortritt gewähren müssen, haben die größten Probleme. Vielleicht ist die Herbergsfrage auch ein Grund für viele Menschen, die Pilgerung über den Jakobsweg gar nicht erst anzutreten, obwohl sie dies eigentlich gerne tun würden. Einige lehnen das Gerangel um die Unterkünfte schlicht und einfach ab. Das galizische Fremdenverkehramt TurGalicia hat jetzt einen Reisegutschein entwickelt, der dieses Problem umgeht. Mit dem so genannten “Bono Iacobus” kann man alle nötigen Dienstleistungen im Voraus buchen. Man wählt zwischen verschiedenen Paketen, die Übernachtung, Verpflegung und gegen einen geringen Aufpreis auch den Transfer zu den Pilgerwegen für die unterschiedlichen Etappen beinhalten. Dabei können die angehenden Pilger momentan zwischen vier der insgesamt sieben Routen wählen, darunter auch dem berühmten camino francés. Der Jakobsgutschein hat den Vorteil, dass den Pilgern auf diese Weise nicht nur die Sorge um die Übernachtung genommen wird. Sie können sich auch besser auf die Wanderung an sich konzentrieren, in sich kehren und die atemberaubende Landschaft genießen. Einen weiteren Höhepunkt bilden die Unterkünfte, die speziell für den Bono Iacobus ausgewählt worden sind. Wunderschöne, liebevoll restaurierte Landhäuser sind darunter, die viel Platz zum Ausruhen und Entspannen bieten. Oder wie wäre es mit einer Klosteranlage, die im Spanischen Bürgerkrieg als Versteck gedient hatte? Auch die Essensfrage ist mit dem Jakobsgutschein gelöst. In den Landhäusern sorgen ausgebildete Köche für das leibliche Wohl der Gäste. So lernt man nicht nur die traumhafte Umgebung abseits von Spaniens Touristenhochburgen kennen, sondern kommt auch in den Genuss der landestypischen Küche aus der Region. Und noch ein Erlebnis hat die Pilgerung auf dem Jakobsweg zu bieten: Das Kennenlernen von Menschen aus allen Nationen, die das gleiche Ziel haben: das Jakobsgrab in Santiago. Der gemeinsame Pilgerstatus sorgt für eine internationale Verständigung, für die das Alter, die soziale Herkunft, das Aussehen oder das Geschlecht keine Rolle spielen.
Weitere Infos zum Bono Iacobus finden Sie unter www.bono-iacobus.de