Die Dominikanische Republik strebt den Status einer Karibikdestination mit höchstem Qualitätstourismus an, der Besucher hoher Einkommenskategorien bringen jedoch gleichzeitig neue und attraktive Angebote für die traditionellen Besuchersegmente gewährleisten soll, jene also, die das Land jahrelang zu den meistbesuchten Reisezielen der Karibik zählen ließen.

Zur Erweiterung der touristischen Infrastruktur sind Investitionsvorhaben in Höhe von mehr als fünf Milliarden USD bis zum Jahr 2008 geplant. Dieses Wachstum beinhaltet Marinas, Sporthäfen, Flughäfen, Immobilien- und Megahotelprojekte; all das bei einem immer höherem Umweltbewusstsein, denn die Umwelt bildet «die Grundlage all unserer Güter, unseres blauen Erdöls», so der Minister für Tourismus Félix Jiménez.

Welche Investitionen und Projekte hat das Ministerium für Tourismus der Dominikanischen Republik für das laufende und den Anfang des kommenden Jahres vorgesehen? Mehrere und recht bedeutende Projekte sind für dieses und die kommenden Jahre vorgesehen. Allein an der Ostküste des Landes sollen ab diesem Jahr bis 2008 Investitionen in Höhe von 4,49 Milliarden Dollar verwirklicht werden. Das sind 85 Prozent der für die Tourismuswirtschaft in den nächsten drei Jahren vorgesehenen Investitionen des Landes. Weitere 821 Millionen Dollar sind für das restliche Land bestimmt. Das heißt, es geht um eine Investitionssumme von 5,311 Milliarden Dollar.

Ist dieser Gesamtbetrag für neue Hotels bestimmt? Nein, in neue Hotels wird faktisch nur der geringere Anteil investiert. Geplant sind für diese Hotelprojekte etwa 15 000 weitere Zimmer, verteilt auf die verschiedenen Regionen des Landes, vor allem aber an der Ostküste, also La Romana und Punta Cana-Bávaro.

Der größere Teil wird in Marinas, Sporthäfen, Flughäfen, Golfplätze und Immobilienprojekte investiert, von denen nur einige von Bedeutung vorhanden sind, so das Punta Cana Resort, Palma Real der spanischen Kette Sol Meliá sowie Cap Cana, das bislang größte und bedeutendste dieser Projekte.

Zu enormen Veränderungen wird es im laufenden und dem nächsten Jahr in Casa de Campo kommen. Vorgesehen ist dafür ein Betrag von mehr als 600 Millionen. Damit wird es dann an der Ostküste in drei bis vier Jahren 20 Golfplätze und drei Marinas geben. Die bereits existierende Marina in Casa de Campo hat einen so guten Erfolg gebracht, dass in knapp sieben Jahren ihre Kapazität verdoppelt werden musste.

Wo werden diese zwanzig Golfplätze angelegt? Ihre Entfernung untereinander wird eine knappe Autostunde betragen. Der US-Staat Florida hat möglicherweise mehr als hundert Golfplätze; der Staat Kalifornien kann über Hunderte verfügen. Doch zwanzig internationale Golfplätze, von denen mehrere zu den hundert weltbesten zählen, nur eine knappe Autostunde voneinander entfernt besitzen, lassen die Ostküste der Dominikanischen Republik zu einem einmaligen Reiseziel für Golfer werden.

Dieser Teil wird dann auch eine ausgezeichnete Marina-Destination sein, denn an der Ostküste wird es drei davon geben, dazu die beiden in Samaná und die Marina in Puerto Plata, die in den nächsten Monaten fertig sein wird. Damit verfügen wir dann in drei bis vier Jahren über sechs Sporthäfen. Das also ist die Dimension des neuen Tourismus in der Dominikanischen Republik.

Doch auch ohne diese Investitionen läuft der Tourismus in der Dominikanischen Republik dieses Jahr sehr gut ... Ja, von Januar bis August 2006 hatten wir ein Besucheraufkommen von 2 448 769 ausländische Touristen, also 225 200 mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres; das entspricht einer Steigerung von 10,13 Prozent.

Hauptentsendermärkte für diesen Anstieg waren Nordamerika mit 50,71 Prozent des Gesamtaufkommens und Europa mit 40,69 Prozent. Die restlichen 8,60 Prozent entfallen auf Südamerika, Zentralamerika, die Karibikregion, Asien und die übrige Welt.

Von den europäischen Ländern hält Frankreich mit 9,15 Prozent des Gesamtaufkommens an Touristen die Spitze, gefolgt von Spanien mit 7,55 Prozent, Großbritannien mit 6,95 Prozent und Deutschland mit 6,33 Prozent.

Welche sind Ihres Erachtens die konkreten Gründe für diese Steigerung des Besucheraufkommens in der Dominikanischen Republik? Hauptgrund für dieses Wachstum war das Verhalten des nordamerikanischen Marktes mit einem Anstieg von 34,36 Prozent in den Monaten Januar bis August 2006; ausgedrückt in absoluten Zahlen konnten wir im genannten Zeitraum 841 404 Touristen aus diesem Land verbuchen.

Dieser Anstieg der US-amerikanischen Besucherzahlen zwang uns sogar zur Neuverteilung der für Werbung bestimmten Mittel. Wir werden nun im Kabelfernsehen der Vereinigten Staaten in englischer Sprache, d.h. für den Binnenmarkt, die dominikanische Präsenz intensivieren. Allein mit CNN haben wir einen Vertrag unterzeichnet, der zwei Millionen Dollar übersteigt. Im Rahmen dieses Vertrages werden in unterschiedlichen Programmen dieses TV-Konzerns 6000 Werbeanzeigen gesendet. Auch in Außenbereichen, im U-Bahn-Netz von New York und anderen großen Städten der Vereinigten Staaten wird es bedeutende Werbung geben.

Dieser Anstieg ist nicht allein dem Aufwärtstrend des US-amerikanischen sondern auch dem des kanadischen Marktes zu verdanken, der sich nach seinem Abstieg von mehr als zwei Prozent im vergangenen Jahr – im Gegensatz zu den Zahlen der übrigen Entsendermärkte, die sich letztes Jahr alle erhöhten – nun wieder erholt hat. Dieses Jahr ist der kanadische Markt um fünf Prozent gewachsen, wodurch unsere Erwartungen bestätigt wurden.

Wie steht es um die Beziehungen der Dominikanischen Republik zu den regionalen Institutionen Tourismusverband der Karibik (CTO), Verband der Hotelgruppen der Karibik (CHA) und Verband der Karibikstaaten (AEC)? Der Hotelverband (CHA) ist keine offizielle, sondern eine private Organisation, die Frage müsste also seinen Partnern gestellt werden. Trotzdem kann ich sagen, die Beziehungen zu ihnen scheinen ausgezeichnet zu sein. Bis voriges Jahr war sogar ein Dominikaner, Simó Suárez, Präsident des CHA.

Zur CTO: Die frühere Regierung war ausgetreten, doch wir sind nun wieder als Vollmitglied dabei. Die jetzige ist eine Regierung mit hohem Engagement für die Völkergemeinschaft, mit Öffnung; auch glauben wir an die internationalen Organisationen und an die Notwendigkeit des Intensivierens unserer Beziehungen zu allen Staaten der Karibik, Zentralamerikas, Lateinamerikas und der Welt.

Das Meer ist unser blaues Erdöl Touristische Aktivitäten, in nicht adäquater Form realisiert, bedeuten zweifelsohne eine Gefahr für die Umwelt. Zu den Investitionen in der Dominikanischen Republik, speziell zu den neu anzulegenden Golfplätzen, sagt Félix Jiménez:

Das dominikanische Ministerium für Tourismus stand in vorderster Front bei der Wahrung des Schutzes von Feuchtgebieten und Mangrovenwäldern im Umkreis von Punta Cana. Dabei sind wir folgendermaßen vorgegangen: Wir bestätigen kein Projekt, in dem nicht alle Aspekte hinsichtlich Umwelt gewährleistet sind. Niemals würden wir etwas fördern, das zur Schädigung dessen beiträgt, was wir als Grundlage all unserer Güter betrachten.

Das die Insel umgebende Meer ist das blaue Erdöl der Dominikanischen Republik. Bei und gibt es kein Erdöl, kein Platin und keine Diamanten. Unser Diamant, unser Platin, das Erdöl der Dominikanischen Republik ist von blauer Farbe. Es ist das Meer. Wir müssen alles tun, was zum Schutze dieses Gutes nicht nur von den heutigen, sondern auch von den künftigen Generationen des Landes dafür getan werden muss.

Was unterscheidet die Dominikanische Republik von anderen Staaten der Region? Bei uns gibt es etwas ganz Wesentliches. Zwar ist das Land von der Fläche her klein, doch besitzt es Merkmale des Festlandes. Auf 48 500 Quadratkilometern ist der höchste Berg der Atlantikküste des gesamten amerikanischen Kontinents – von Kanada bis Feuerland – anzutreffen. Kein anderes Land der Region hat an der Atlantikküste eine Erhebung wie den 3 175 hohen Pico Duarte vorzuweisen.

Niemand in den Vereinigten Staaten würde meinen, dass es in der Dominikanischen Republik Gegenden mit Temperaturen unter dem Gefrierpunkt bis zu minus sechs Grad gibt, dass es Salzwasserseen bis zu 45 Meter unter dem Meeresspiegel gibt, dass die Dünen von Baní wie die Sahara in Kleinformat anmuten; dazu die großen Kaskaden. Alles in allem, einmalige Attraktionen dieses Landes.

Die Dominikanische Republik ist dabei, ihr Image und touristische Positionierung in Richtung Qualitätstourismus mit Blick auf gehobenere soziale Schichten höherer Einkommenskategorien zu verändern. Wie wird man nun mit den traditionellen Besuchern verfahren? In diesem Segment ist bereits eine Reaktion zu spüren. Vor noch fünf Jahren verzeichneten wir mehr als 400 000 deutsche Besucher. Vergangenes Jahr waren es annähernd 243 000; doch diese gaben mehr als das Doppelte aus als jene 400 000 des Jahres 2000. Es ist diese Art Tourist, den wir für die Dominikanische Republik gewinnen wollen.

Birgt das Fokussieren der Ziele auf Touristen gehobener Gesellschaftsschichten nicht ein Risiko in sich? Nein, die Bedingungen des Landes sind diverser Art, und es ist auch auf Touristen der niederen Mittelklasse eingestellt; auf die Arbeiter von VW ebenso wie auf sein Leitungspersonal, auf den Besitzer der Brauerei Budweiser wie auf die Sekretärin oder den Pförtner. Das heißt, wir sind auf Besucher unterschiedlicher Kategorien vorbereitet.

Früher war es nicht so. Auf Touristen der oberen Einkommenskategorien waren wir nicht vorbereitet. Doch jetzt werden Sie mit Erstaunen vernehmen, dass es heutzutage in der Dominikanischen Republik Hotels gibt, in denen Sie getrost einen Chateau Margot oder einen Chateau Petruce verlangen können, denn Sie werden ihn bekommen, ebenso den besten Champagner oder einen Wodka Marke Kristall.

In einem Gleichnis ausgedrückt ist die Dominikanische Republik im Augenblick so etwas wie ein Großraumflugzeug mit drei Passagierklassen; das heißt, wir sind eingerichtet auf Touristen einer jeglichen Kategorie oder Einkommenshöhe.