Singende Fässer. Steeldrums, Steelpans, Steelbands…
Es wird dunkel im Parterre, der Vorhang geht auf und die Bühne erscheint in lebhaftem Licht. Dort werden etwas mehr als ein Dutzend Männer und Frauen mit Trommelstöcken auf dreißig oder vierzig Stahlfässer schlagen, solche, wie sie zum Aufbewahren von Erdöl benutzt werden. Sie spielen, und das Theater ist von totaler Musik erfüllt. Das Publikum kann es nicht glauben. Es ist das Theater Amadeo Roldán in Havanna und zum ersten mal tritt in Kuba eine Steel Band auf, die direkt aus Trinidad und Tobago gekommen ist.
Wer eine Steel Band zum ersten mal hört und vor allem sieht, wird noch eine Weile danach verwundert und fasziniert sein. Es ist schwierig, das Repertoire, die Qualität der Kompositionen, das harmonische Gewebe nicht zu genießen. Man sitzt da wie versteinert und versucht, zu begreifen, wie diese Klänge zustande kommen, die aus ganz besonderen Klavieren zu kommen scheinen (nein, natürlich gibt es ein solches Klavier nicht), aus angenommenen Gitarren oder Geigen, und, warum nicht, aus Cellos mit riesiger Stimme, die auf einem dichten, sehr dichten Bass ruhen (später erfahren Sie, dass es ein Neuner Bass ist). Erst wenn der Unglaube vergangen ist, wenn Sie bereits wissen, dass es wahr ist, dass jene Fässer, die einmal Erdölfässer waren, klingen können wie ein besonderes Sinfonieorchester oder eine alternative Rockgruppe, dann merken Sie, dass sie das Ave María von Schubert gespielt haben, die Nationalhymne ihres Landes, vor My heart will go on; verschiedenen Reggaes, Socas und Calypsos. Der Neuner Bass Mehr aus praktischen denn aus historischen Gründen haben diese Fässer viele Gefäßtypen ersetzt, die von den Musikern vor der zweiten Hälfte des 20.Jahrhunderts benutzt wurden. Es heißt, dass die schwarzen Inselbewohner in jenen Zeiten der Not, der Verbote und Verfolgungen Musik mit Keksdosen, Farb- und Abfalleimern oder auch direkt mit Kochtöpfen (pans) machten. Der Umstand, dass das Erdölfass als Drum bezeichnet wurde (das eine zweite Bedeutung als Trommel hat) trug vielleicht dazu bei, aus ihnen etwas entwickeltere Instrumente als die oben erwähnten zu machen. Fakt ist, dass sie ohne Unterschied auch als Steeldrums oder Steelpans bezeichnet werden. Der Instrumentalist wird Pannist genannt, was phonetisch ähnlich wie Pianist klingt, eine Tatsache, die eindeutig kein Zufall ist. Die Trommelstöcke, mit denen die Pannists den Fässern das Wunder entreißen, sind etwa 20 cm lang und ihre Schlagspitze ist mit Gummi von Fahrradschläuchen bezogen. Das Ensemble wird immer als Steelband bezeichnet. Der Neuner Bass? Das ist einfach. Neun Fässer sind rund um einen Pannisten aufgebaut. Jedes Fass (jedes Pan) hat drei Noten, das heißt, drei Verdickungen, die aus der konkaven Oberfläche des Deckels des Fasses hervortreten. Ich weiß, Sie müssen es sehen, es sich vorzustellen ist schwieriger. Nun, dann stellen Sie sich mal vor, was ein Zwölfer Bass ist. Die Steeldrums oder Steelpans oder einfach Pans sind eine ganze Familie, die unter anderem Soprano, Tenor, Double Tenor, Double Guitar, Quadrophonic, Triple Guitar, Cello, Tenor Bass, sowie die bereits erwähnten Nine Bass und Twelve Bass einschließen. Wie ein Steeldrum hergestellt wird Das optimale Stahlblech wird ausgesucht, der Boden wird ausgehämmert, der Stahl wird auf einem Feuer in Strandnähe gehärtet, wo er auch durch Eintauchen ins Wasser abgekühlt wird, die Stellen, wo die Noten sein werden, werden gekennzeichnet , diese Noten werden gestimmt (wieder mit dem Hammer), sein „Rock“ wird angefertigt, indem die Seiten auf eine diesem Instrument entsprechende Länge gekürzt werden, es wird auf einen Ständer geschraubt und danach mit grellen Farben bemalt oder einfach verchromt. Die Steelbands und die zeitgenössische Welt In den sechziger Jahren kam der „Steelband-Klang“ aus Trinidad und Tobago, aus der Karibik, heraus und fing an, in Nordamerika und Europa gehört zu werden. Einige Solisten benutzten ihn in den vielfachen Verschmelzungen, die seitdem den Rock und den Pop bevölkern. Viele Synthesizer ahmten diesen Klang nach und im allgemeinen verfügen die Tasteninstrumente, die Sampling-Technologie benutzen, per Knopfdruck über mehr als eine Variante. Es heißt, dass es in Trinidad und Tobago etwa 200 Steelbands gibt und weitere 800 rund um die Welt. Wenn Sie noch keine Steelband in Aktion gesehen haben, dann machen Sie sich zum Wundern bereit, wenn es soweit ist. Wenn Sie sie schon gesehen haben, dann wissen Sie, dass sie sie jetzt wie die Trinitarier genießen können, wegen ihres Beitrags zur Musik und zum Vergnügen. Ohne Zweifel und ohne Geheimnisse