Orchideen der Karibik
Die Natur der Karibikinseln, der Großen und der Kleinen Antillen, besitzt ihre eigenen Wunder. Dazu gehören die Orchideen mit annähernd 645 Arten in 110 Gattungen. Viele sind endemische Arten bzw. Gattungen, d.h. sie wachsen ausschließlich in der Region der Karibik. Endemische Gattungen sind: Basiphyllaea, Broughtonia, Dendrophylax, Dilomilis, Domingoa, Psychilis, Quisqueya und Tolumnia.
Ihre Lebensformen sind unterschiedlich. Die meisten leben als Epiphyten an Bäumen, ihre Nischen mit anderen wie den bekannten „Curujeyes“ oder Bromelien teilend. Daneben gibt es lithophile, d.h. auf Gestein lebende sowie Bodenarten.
Artenvielfalt und Endemismus verdanken die Orchideen der Karibikinseln maßgeblich ihren verschiedenartigen Habitats: Mangrovewald, Flachland und Küstengebiete mit Xerophytenvegetation, Kiefernwald und Bergregionen mit Regenwald. Auch der Inselcharakter spielt eine Rolle, denn in der Evolutionsgeschichte der Region ist dadurch eine geographische Isolierung bedingt.
Viele Orchideen der Karibik sind bedrohte Arten. Hauptursachen dafür sind das rücksichtslose Abpflücken in Naturpopulationen sowie der Verlust des Habitats durch Entwaldung und/oder Beschädigung der Ökosysteme.
Die Republik Kuba gehört zu den Großen Antillen und setzt sich zusammen aus der Insel Kuba, der Isla de la Juventud und etwa 4000 kleineren und mittleren vorgelagerten Eilanden. Kuba ist der größte der Inselstaaten der Karibik. Seine Gesamtfläche umfasst 110 922 km². Höchste Erhebung des Landes ist mit 1974 Metern über dem Meeresspiegel der Pico Real del Turquino.
Die Oberflächengestalt zeigt vorwiegend Flachland mit vier Gebirgszügen: die Kordillere Guaniguanico mit der Sierra del Rosario, Sierra de los Organos und Alturas Pizarrosas im Westteil des Landes; das Gebirgsmassiv Guamuhaya, auch Sierra del Escambray genannt, in Zentralkuba und im Ostteil des Landes die beiden bedeutendsten Gebirgsgruppen mit den höchsten Erhebungen: die Sierra Maestra im südlichen Teil und das Gebirgsmassiv Nipe-Sagua-Baracoa im Norden.
Für Kuba sind gegenwärtig mehr als 320 Orchideenarten registriert. Damit steht das Land hinsichtlich Artenvielfalt in der Region an zweiter Stelle, übertroffen lediglich von La Española (Santo Domingo und Haiti). Von der Gesamtzahl sind 32 Prozent endemische Arten unseres Archipels.
Allerorts in der kubanischen Landschaft trifft man auf Orchideen mit überaus vielen Blüten, Formen und Farben; viele mit feinem Duft, der zwar die Sinne des Menschen ergötzt, doch seine eigentliche Funktion besteht in der Anziehung der bestäubenden Insekten und damit in der „Absicherung“ der Reproduktion.
Interessant ist die Encyclia phoenicia, wegen ihres Duftes in Kuba als Schokoladenorchidee bezeichnet. Dieser Duft wirkt als Lockmittel auf eine Biene, die auf ihrer Nektarsuche beim Blütenbesuch gleichzeitig die Pollinien oder männlichen Teil auf den weiblichen Teil der Blüte überträgt. Auf diese Weise wird die Bestäubung und damit der Start des Reproduktionsprozesses vollzogen.
Andere ebenfalls recht attraktive Encyclias sind die Encyclja plicata mit innerhalb der Gattung vergleichsweise großen Blüten. Ihre grünlichen Blütenblätter heben sich ab von der rosa und weißen Farbe des oberen Hüllblattes.
Auch die Arten der Gattung Epidendrum, ebenfalls Epiphyten, sind häufig anzutreffen, darunter die Epidendrum nocturnum mit weißen Blüten sowie die endemische Art der Ostregion Epidendrum wrightii mit einem wunderschönen traubigen Blütenstand von kräftigem Orange. Eine ebenfalls endemische Art ist die mit winzigen Blüten ausgestattete Dinema cubincola.
Broughtonia ist auf den Antillen eine der wenigen endemischen Gattungen mit sechs Arten, wovon drei ausschließlich in Kuba zu finden sind. Am stärksten ins Auge fallen die Broughtonia Lindenii und die Broughtonia ortgiesiana.
Winzige, gelegentlich mikroskopisch kleine Blüten tragen die Pleurothallidinazeen mit interessanten Gattungen wie Pleurothallis, Stelis und Lepanthes. In Kuba weisen zahlreiche Arten eine hohen Grad an Endemismus auf, und in den meisten Fällen besetzen die Populationen mit nur wenigen Individuen eine sehr kleine Fläche. Daher bedeutet ein Eingriff in ihr Habitat eine potenzielle Bedrohung.
Zu den Bodenorchideen gehören die Bletia-Arten, deren häufigste die Bletia purpurea ist. Grelle Farben zeigen die Bletia antillana (auf Kuba begrenzt) und die Bletia patula.
Ebenfalls zu den Bodenorchideen gehört die Gattung Habenaria mit ganz besonderen Blütenmerkmalen. Das Hüllblatt dieser Arten trägt einen langen Blütensporn, der selbst einem Hüllblatt gleicht. Dadurch kann die Bestäubung durch Schmetterlinge vollzogen werden, die mit ihrem Saugrüssel den Nektar aus dem Blütensporn ziehen.
Ein Kuriosum der Tropen sind die blattlosen Orchideen. Sind sie nicht von anderen Pflanzen umgeben; so kann man sie während ihrer Blütezeit erkennen, denn die Pflanze als solche besteht lediglich aus Wurzeln, die an den Ästen und Stämmen der Bäume für die anderer Epiphyten gehalten werden können.
Sowohl Kubaner als auch Besucher des Landes sollten über die in der Karibik und Kuba vorkommenden Orchideen als einen seiner natürlichen und zu erhaltenden Werte Bescheid wissen.
Die Erhaltung der Biodiversität bildet generell einen Kernpunkt in den Studien zur kubanischen Flora. Die führende Einrichtung dafür ist das Nationale Zentrum für Biodiversität beim Ministerium für Wissenschaft, Technologie und Umwelt. Derzeit sind 6,6 Prozent der Gesamtfläche des kubanischen Archipels geschützte Gebiete von nationaler Bedeutung mit Programmen für ihre Pflege. Die Regionen mit der stärksten Orchideendiversität sind Bestandteil dieses Systems der Geschützten Gebiete.
NATURLEHRPFADE Wer Kuba um seiner Orchideen willen besucht, begebe sich zu den Naturlehrpfaden in den geschützten Gebieten und Nationalparks. Diese sind: Pinar del Río: De la Tierra al Mar, Península de Guanahacabibes, Maravillas de Viñales, Viñales. Mogote Cocosolo al Valle Palmarito; San Vicente-Valle Ancón. Sancti Spiritus: Banao-La Sabina, Banao. Cienfuegos: El Nicho; El Salto del Caburní. Holguín: Las Guanas, Rafael Freire; Descenso al Salto del Río Guayabo, Mayarí; La Sabina, Mayarí. Guantánamo: El Balcón de Iberia, Baracoa; Ascenso al Yunque de Baracoa, Baracoa. Granma: El Guafe, Cabo Cruz; Escalada al Pico Turquino, Sierra Maestra. Santiago de Cuba: El Saltón, III. Frente.
Zentren der Orchideenzucht Züchtungszentrum Soroa: in Candelaria, Provinz Pinar del Río, in 220 Metern Höhe; mit kubanischen sowie exotischen Arten; Jardín Macradenia: in Palmira, Provinz Cienfuegos; zweitgrößte Kultur kubanischer Orchideen mit beachtlicher Lepanthes-Sammlung; Jardín Botánico Nacional: in der Provinz Havanna-Stadt; einige exotische und Züchtung von etwa 60 kubanischen Arten; Jardín de Helechos: an den Hängen der Sierra Maestra an der Carretera del Caney, Provinz Santiago de Cuba; obgleich auf Farnzüchtung spezialisiert, ist eine Orchideensammlung von etwa 40 hauptsächlich kubanischen Arten vorhanden.