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FUNCHE UND FUFÚ ein gastronomisches Erbe

MILLIONEN Afrikaner wurden entführt, ihrer Freiheit beraubt und über den Atlantik gebracht, zusammengepfercht auf Schiffen, die den sogenannten negreros, den Negerhändlern gehörten, die sich an diesem Jahrhunderte währenden Menschenhandel bereicherten. Ein guter Teil der starken Entwicklung des damaligen Europas war dem Schweiß zu verdanken, den die Neger auf den Plantagen der Karibik vergossen. Jene Menschen hatten nichts weiter bei sich als ihre Erinnerungen, keinen anderen Schatz als ihre Gedanken; und dieser Schatz war so stark, dass er uns eine ganze Kultur hinterließ, auf die wir stolz sein dürfen. Ebenfalls zu verdanken ist ihnen vieles an Literatur, entstanden aus ihren sorgfältig in der Erinnerung bewahrten Erzählungen und Geschichten; auch viele plastische Bilder und Gewohnheiten,die zu unserem Alltag gehören. Die Sklaverei erzeugte eine Art und Weise zu leben, genauer gesagt, zu überleben. Hierher gehörte auch die Verpflegung, denn die Sklavenhalter mussten ihre «Maschinen» instand halten, damit sie während des langen Arbeitstages unter der unerbittlichen Tropensonne funktions-tüchtig blieben. Sie mussten verpflegt werden,und zwar gut. Das Tagesgericht auf den Plantagen war überall in der Karibik ähnlich; an unterschiedlichen Orten finden wir fast die gleichen Speisen mit lediglich geringen Variationen. Da in unserer Region Stockfisch erhältlich war, wurden Speisen daraus zubereitet unter Zugabe anderer Produkte, die heute ganz alltäglich sind. Ein gutes Beispiel dafür sind die Stockfisch- Puffer, die recht häufig auf den Inseln anzutreffen sind, auf denen Spanisch oder Englisch gesprochen wird. Das trockene und gesalzene Fischfleisch konnte über längere Zeit aufbewahrt werden, ohne dass es verdarb.Auf die gleiche Weise wurde mit dem Rindfleisch und sogar Pferdfleisch verfahren; dieses Dörrfleisch nennen wir in Kuba Tasajo. Zahlreiche Tasajo-Gerichte werden heutzutage in der kubanischen Küche zubereitet, und sämtliche entstammen jener «Negerkost». Vermischt mit anderen Produkten bildeten das Dörrfleisch und der Stockfisch den wesentlichen Teil der Kost der Sklaven. Bis heute ist sie in unseren Essgewohn-heiten erhalten geblieben. Zusammen mit neuen Nahrungsmitteln, (Tomate, Kartoffel und vor allem der Mais), wurde diese Kost zu einem der Grundpfeiler für die Gesundheit der Nachkommen der Sklaven, die heute mit zahlreichen olympischen Rekorden beeindrucken. Eins der bekanntesten Gerichte ist Funche oder Funshi, je nach seinem Zubereitungsort. Ursprünglich wurden hierbei Bananen sowohl mit Stockfisch oder Dörrfleisch vermischt, was an eine recht populäre Variante denken lässt, die wir fufú nennen, deren Wurzeln laut Don Fernando Ortiz ebenfalls in Afrika zu finden sind. Der Funche, ein Verwandter des Fufú in puncto Überlebensnotwendigkeit, wird sehr einfach zubereitet und in Kuba häufig mit einem Gericht verwechselt, das wir Harina de Maíz (Maismehl) nennen.

REZEPT 2 Tassen Maismehl,trocken 3 Tassen kochendes Wasser und Salz nach Geschmack Das Maismehl langsam in das kochende Wasser geben. Rühren bis es dick wird und gut durchkocht, bis es eine teigige Masse bildet. Es können vorher zubereitete Fleischstückchen (Dörrfleisch, Schweinekrüstchen, Meeresfrüchte u.a.) untergemischt werden. Auch ein Tomaten-Sofrito mit Zwiebel und Gewürzen nach Geschmack kann zugegeben werden.Man kann den Funche warm essen oder nach einer anderen Variante unserer Karibikregion füllt man ihn nach dem Kochen in eine Schüssel und lässt ihn abkühlen. Dann wird die Schüssel auf einen Teller gestürzt, und der Funche hat das Aussehen eines Zwiebacks.

Alberto Faya