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Kubas Neuerungen vom Meer aus entdecken

Vielen Touristen ist das, was man im Allgemeinen mit Kuba verbindet, vertraut: Der herausragende Mix aus Natur, Historie und Kultur sowie langsam dahingleitende Oldtimer vor patinierten Fassaden. Kuba verströmt morbiden Charme und zugleich eine absolut ansteckende Lebenslust. Kuba hat vor allem hochtalentierte Künstler im Überfluss, die das Land in eine Art lebendige Musik- und Tanzbühne verwandeln. 

Wenige jedoch kennen die karibische Insel aus einer anderen Perspektive: Kuba als Yacht-Touren-Region. Das ist schade, hat sich der segelbegeisterte Unternehmer Adolf Platten aus dem süddeutschen Walkertshofen gesagt und ist in der Folge zur Tat geschritten: Als einziger Deutscher hat er im sozialistischen Inselstaat im Rahmen eines Joint-Ventures die Charterfirma „Platten Sailing Cuba“ gegründet. Immerhin sind auf Kuba nicht nur die Strände paradiesisch, sondern auch die kleinen Buchten, Sandbänke und unberührten Riffe – alles ausgezeichnet für Segeltörns geeignet. Das Land hat neben seiner zugehörigen, großen „Isla de la Juventud“ noch etwa 4.200 weitere, vorgelagerte Inselchen und etwa 300 Badestellen mit feinem, weißen Sand zu bieten. Seine Unterwasserreviere sind ein Eldorado für Taucher und Schnorchler: Intakte Korallenbänke, farbenfrohe Fischschwärme und versunkene Galeeren warten auf Entdeckung.

Segelfans ist fast die gesamte Küste und Inselwelt Kubas zugänglich, mit Ausnahme des Sperrgebiets vor der historisch bedeutsamen "Schweinebucht". Die Wassertemperatur liegt meist bei etwa 24 Grad, eine Unterwassersichtweite von bis zu 30 Metern ist üblich. Kaiserfische und Gelbschwanz-Schnapper vor schwarzen Korallenwänden sind hier kein seltener Anblick. Dazu ein ganzjährig günstiges, warmes Wetter, beständige Winde und kaum ein anderes Boot weit und breit, das den Anblick auf karibische Traumbuchten stört. Seit 2002 sensibilisiert Adolf Platten Touristen für diese Form des Reisens: Er vermietet in Cienfuegos, der einzigen Charterbasis Kubas, Katamarane und macht auch Segel-Unerfahrenen den Urlaub an Bord schmackhaft. Dank eines Skippers können sie eine oder zwei Wochen an Bord ganz ungezwungen und entspannt genießen: sich die Haut von der Sonne wärmen lassen, endlich einen dicken Roman lesen und sich eine Auszeit von Dresscodes zu nehmen.

Das Einfache ist hier das Besondere: Wer je lauten, vollen Stränden in der Hochsaison und organisierten (Schnorchel-)Ausflügen entfliehen wollte, der wird das Segeln in Kuba zu schätzen wissen. Fast unwirklich mutet so viel Robinson-Crusoe-Flair an und doch ist es fast selbstverständlich da: Atolle in einem einzigartigen Türkisblau, soweit das Auge reicht, schattenspendende Mangrovenbäume, hier und da auf einer Sandbank eine kleine Bar, die gut gemixte Mojitos ausschenkt. Beim Frühstück an Bord: Nichts als Wellen und Meer. Vormittags: Der Anblick einiger Pelikane, die sich kamikaze-artig ins Meer stürzen. Nachmittags: Ein Nickerchen unter der Kokospalme. Abends: Seafood-Dinner unter Millionen von Sternen in einer einsamen Bucht. Was will man mehr? Wer zudem eine stabile Angel besitzt und sich nicht davor scheut, Fische ins Jenseits zu befördern (notfalls fragt man den Skipper), wird davon profitieren, dass er wohl keinen frischeren Fisch essen kann. Wer weder das Eine noch das Andere tun will, hat gute Chancen bei Fischern. Die tauschen gerne mal ihren Fang gegen Rum ein. Abendessen gerettet!

Cienfuegos: Hot-Spot für Segler

Die Hafenstadt Cienfuegos im Süden Zentralkubas gehört zu den jüngsten Städten des Landes. Sie wurde 1819 unter spanischen und französischen Gouverneuren gegründet und ist im doppelten Sinne ein „Schmuckstück“. Zum einen: Ihre Altstadt ziert eine Reihe von hellblauen, rosaroten und weißen Palazzi mit hohen Kuppeln im französischen Architekturstil. Die Straßen und Gärten sind so akkurat gepflegt, dass die sauberste Stadt Kubas den Beinamen „Perle des Südens“ erhalten hat. Zum anderen: Cienfuegos ist traditionell ein wichtiger Hafenort, der Seglern eine Marina mit guter Infrastruktur und allem wichtigen Service bietet. Abends lockt hier der imposante Yacht-Club, der sich in einer blütenweißen Fin-de-Siècle-Villa befindet, zu einem Sundowner. Selbst die, die nicht segeln, sondern nur auf ein kleines Glas Rum vorbeikommen, erwartet zur Stunde des Sonnenuntergangs eine in orange- und purpurfarbenes Licht  getauchte Marina, in der die angelegten Boote sanft im Wind wiegen.

Neue Condor-Strecke nach Zentralkuba

 

Seit 2005 ist Cienfuegos in die Liste des Weltkulturerbes der UNESCO aufgenommen worden. Für süddeutsche Reisende ist diese Vorzeigestadt nun noch leichter zu erreichen. Die deutsche Charter-Airline Condor hat seit der letzten Saison ihr Flugangebot ausgeweitet und bietet erstmals seit sechs Jahren wieder Langstreckenflüge ab Bayern an. Adolf Platten ist begeistert: „Wunderbar, nun brauche ich vom Flughafen Santa Clara nur eine Autostunde bis zur Charterbasis. Früher musste ich über Havanna oder Varadero fliegen und deshalb regelmäßig eine Zwischenübernachtung einplanen.“ Erleichtert fügt er hinzu: „Heute hat sich das zum Glück nun erledigt.“ Neben der neuen Verbindung von München nach Santa Clara in Zentralkuba wird der Ferienflieger auch die Zahl seiner Flüge nach Havanna aufstocken. Manche Medien sehen darin einen „Beitrag zum Revolutionstourismus“, zumal sich in Santa Clara das Mausoleum, das Museum und Monument für Ernesto Che Guevara und seine Mitkämpfer befinden. Andere sehen dies als Stärkung des Verkehrsknotenpunktes sowie Wirtschafts- und Agrarzentrums Santa Clara an. Der Münchner Tourismus-Forscher Dr. Jürgen Kagelmann bewertet die Eröffnung der zusätzlichen Flugstrecke als Vertrauensbeweis in das touristische Potenzial Kubas und dessen hohe Sicherheit für Reisende.

 

Topes de Collantes: Wanderwege und Wasserfälle

 

Nur etwa eineinhalb Auto-Stunden vom internationalen Flughafen „Abel Santamaría“ in Santa Clara entfernt, öffnet sich sowohl Wassersport-, als auch Wander-Fans ein zauberhafter Weg in die Gebirgswelt und in die Naturparks der „Sierra de Escambray“. Mehrere landschaftlich unberührte Gebiete empfangen hier die Wanderer: der Park „Altiplano“ mit den Wasserfällen von „Caburní“ und „Vegas Grandes“, die Wege „Jardín de los Gigantes“ sowie „La Batata“ auf etwa 800 Höhenmetern. Der Park „Codina“ erwartet Besucher zudem mit einer Art „Blumen- und Pflanzen-Teppich“. Wer über wenig Kondition verfügt, den dürfte der Park „Guanayara“ mit seinen überwiegend flachen Wegen auf 400 Höhenmetern erfreuen. Reizvoll ist auch die Möglichkeit zu längeren Pferdeausritten, verbunden mit einem Lunch in der Wildnis. Außerhalb der Region von „Topes de Collantes“ lockt eine anmutige Natur: Die Wasserfälle im Park „El Nicho“ rufen mit ihren Kaskaden nach schweißtreibenden Erkundungstouren geradezu zum Sprung ins natürliche Badebecken, der große Stausee „Hanabanilla“ lädt zu Bootstouren und zum Forellen-Fischen ein.

 

Der Yachthafen Marina Varadero – ein Novum auf Kuba

 

Kuba setzt als Trendziel auf eine intensivere Nutzung seines touristischen Potentials und deshalb neuerdings auf den Ausbau seiner Marinas, verbunden mit einem Hauch von Luxus. Damit möchte der Inselstaat den unterschiedlichen Bedürfnissen seiner Besucher noch besser gerecht werden. Im Westen Kubas stellt die Errichtung der „Marina Varadero“, rund 140 Kilometer östlich von Havanna gelegen, ein Novum dar. Am Ende der Halbinsel von Hicacos gelegen und geschützt vor den hier vorherrschenden nordöstlichen Winden, verfügt der größte touristische Hafen der Insel über mehr als tausend Liegeplätze, Shops und technische Dienstleistungen für Bootsbesitzer. Das Luxushotel „Melia Marina Varadero“ mit 423 Zimmern gehört dazu, wie auch 126 Apartments. Viele dieser Wohnungen stehen segelbegeisterten Langzeitgästen zur Verfügung. Die Kooperation zwischen dem kubanischen Reiseveranstalter „Gaviota“ und der spanischen Hotelgruppe „Melia“ ist die bisher größte Investition auf der Antillen-Insel in eine Marina. Erstmals seit 1959 wird, wenige Autominuten von den beliebten All-Inclusive-Resorts entfernt, ein neuer 18-Golf-Lochplatz mit angeschlossenen Residenzen entstehen. Ein Zeichen, dass man in Varadero künftig nicht mehr nur Badeurlauber ansprechen will.

 

Neues gibt es auch aus der quirligen Hauptstadt zu berichten: Havannas malerische Bucht wird bald rein touristischen Zwecken dienen und in neuer Pracht erscheinen. Denn im Joint Venture mit einem brasilianischen Partner will der Insestaat den kommerziellen, bisher in der Altstadt befindlichen Hafen, 30 Kilometer westlicher in das Städtchen Mariel verlegen. Ein Teil des neuen Frachthafens und seines angeschlossenen Industrieparks von 465 Quadratkilometern Fläche ist bereits fertiggestellt worden. Er wird der wichtigste Güter-Hafen des Landes sein und dient zugleich als Freihandelszone. Die seit Ende Januar eingeweihte Sonderwirtschaftszone verspricht ausländischen Investoren Steuervorteile, mit einer Dauer von bis zu zehn Jahren. Experten rechnen damit, dass alle Baumaßnahmen 2015 abgeschlossen sein werden, fast zeitgleich zur Erweiterung des Panamakanals. Zu den weiteren Modernisierungen der kubanischen Tourismuswirtschaft zählen drei neue Flugzeuge für Inlandsstrecken sowie ein kontinuierlich steigendes Angebot an Unterkünften. Bis zum Jahr 2020 möchte der Karibik-Staat seine Gäste laut Tourismusminister Manuel Marrero mit mehr als 85.000 Zimmern empfangen.

 

Diese Ambitionen sind groß. Sie machen deutlich, dass mit den begonnenen Reformen vor sechs Jahren Luxus und Sozialismus kein Widerspruch sein müssen. Tourismus-Fachleute gehen davon aus, dass Kuba touristisch gut aufgestellt ist und wettbewerbsfähig sein wird für den Tag X, wenn die Reisebeschränkungen für US-amerikanische Staatsbürger fallen sollten. Denn dann könnten rund fünf Millionen zusätzliche Besucher die bisherigen Tourismuseinnahmen von umgerechnet 2,6 Milliarden US-Dollar pro Jahr deutlich steigern. Doch bei allen Neuerungen ist eines auf Kuba unverändert geblieben: Das wichtigste Luxusgut  ist hier immer noch, dass man Zeit für andere hat. Das ist eine Qualität, die Touristen zu schätzen wissen, ob zu Land oder auf dem Wasser.

 

Landesinformationen:

Cubanisches Fremdenverkehrsbüro

Botschaft der Republik Kuba

Stavangerstr. 20

D - 10439 Berlin

Tel. (030) 44719658

www.autenticacuba.com

www.cubainfo.de

www.cubatravel.cu

Kuba- Reisespezialisten:

Cuba Star Travel, www.cubastartravel.com

AvenTOURa, www.aventoura.de

Fluggesellschaft: 

Condor Flugdienst, www.condor.com

Hotels: 

Iberostar Parque Central, www.iberostar.com

Melia Varadero, www.meliacuba.de/kuba-hotels/hotel-melia-varadero

Melia Buenavista, www.meliacuba.com/cuba-hotels/hotel-melia-buenavista

Hotel Hanabanilla, www.hotelhanabanilla.com

Segeln in Cienfuegos:

Platten Sailing: www.platten-sailing.de

 

Kornelia Doren